READY MADES / TSSBD - thailand same same, but different 2003 - 2007
This is an urban study of Bangkok. Individually portrayed and objectively documentary photographed, the strange yet commonplace, at least in Thailand, objects and arrangements remind us of the famous »ready-mades« from the beginning of the 20th century. This book is a »must have« for all Thailand enthusiasts, because every-one has seen the collection of items at some time or other, but often not really consciously.
Die Kunst der Improvisation - „Same same, but different!"
Ein Fotoband zeigt auf humorvolle Weise den Erfindungsgeist in der Alltagskultur Thailands Zwei CD-Rohlinge auf ein Fahrradblech geklemmt: Fertig ist der Ersatz fürs Rücklicht. Was wie eine hintergründige Kunstinstallation als Abgesang auf das Zeitalter der CD anmutet, ist in Wirklichkeit eine Alltagsbeobachtung in Thailand. Genauso wie die Coladose, die im Freien an einer dünnen Schnur baumelt und verhindert, dass der Wind die Tischdecke hinwegträgt. Fotografiert hat diese Motive der Münchner Thomas Kalak aus dem Blickwinkel des staunenden Europäers. So sind Hunderte Dokumente entstanden, die auf humorvolle Weise von Erfindungsgeist und Gebrauchskunst in Thailand erzählen. Kalaks Fotoband „Same same, but different!" macht auf wunderbare Art klar, dass für Thailänder der Zweck der Dinge oft genug nicht in ihnen selbst liegt, sondern im Auge des Betrachters. Lektion eins: Kein Ding ist so kaputt, dass man es nicht noch nutzen könnte. So etwa ein gelber Plastikstuhl, mit Stofffetzen notdürftig zusammengehalten und vorm Zusammenbruch bewahrt - zumindest bis zum nächsten Draufsitzen. Lektion zwei: Es liegt nicht am Objekt, wenn es die Anforderung nicht erfüllt, es liegt an der Perspektive. So gesehen bei Tischen, deren zu kurze Beine auf vier Schemeln platziert werden. Und schließlich die Frage: Wer braucht eine Treppe, wenn doch ein Farbeimer denselben Zweck erfüllt? Nach knapp zehn Jahren Thailand-Erfahrung hält Kalak dem Effekt der Gewöhnung problemlos stand. Immer wieder lenkt er seine Kamera auf neue erfinderische Konstruktionen. Dort, wo Plastiktüten, Einwegflaschen oder Benzinkanister herabhängen, umständlich zusammengeschnürt und verhakt sind, sieht er genau hin. So wird Improvisation zur Kunst und behält gleichzeitig etwas Rätselhaftes, denn manche Objekte halten ihren Zweck im Verborgenen.
Süddeutsche Zeitung, 2./3. Oktober 2008